Hey liebe Blogleser!
Hattet ihr schöne Weihnachten und habt euch schön sattgegessen?
Heute gibt es eine Premiere auf meinem Blog und etwas ganz besonderes. Mein erster Gastbeitrag von meinem guten Kumpel Mathias. Ich finde das Thema wahnsinnig spannend und unglaublich faszinierend, man lernt nie aus, welche Stilrichtungen in der Fotografie noch auf einen warten.
Mathias studiert Lebensmitteltechnologie und schreibt derzeit seine Bachelorarbeit. Zur Lomografie ist er durch sein Interesse an der analogen Fotografie gekommen. An der Lomografie findet er besonders die Unvorhersehbarkeit der entstehenden Bilder interessant. Er lomografiert jetzt schon sehr intensiv seit ca. 5 Monaten.
Mit dem Ding kann man Fotos machen?
Wie, da gehen nur 36 Bilder drauf?
Man muss die Bilder entwickeln lassen?
Das sind die Fragen, die normalerweise höre, wenn ich meine Kamera aus der Tasche ziehe. Deshalb möchte ich euch heute die Lomographie ein wenig vorstellen.
Was ist Lomographie? Lomographie steht für experimentelle, analoge Fotografie. Ausgehend von 2 Studenten, die eine alte russische Kamera entdeckten (die LOMO LC-A), die durch ihre einzigartigen Bilder begeisterte, wurde die Lomographische Gesellschaft gegründet, die heute schon viele Anhänger hat. Mit der Zeit kamen neben der LC-A auch andere Nachbauten von alten analogen Kameras und neue Eigenkreationen, wie z.B der Supersampler (eine Kamera, die mit 4 Linsen 4 Bilder auf ein Negativ zaubert) zum Programm hinzu.
Auf www.lomography.de ist eine Plattform für Lomographen aufgebaut worden, die es ermöglicht, auf eigenen Profilen die geschossenen Aufnahmen zu präsentieren.
Die Lomographische Gesellschaft hat für die Lomographie 10 Regeln aufgestellt:
- Nimm deine Kamera überall hin mit.
- Verwende sie zu jeder Tages- und Nachtzeit!
- Lomographie ist nicht Unterbrechung deines Alltags, sondern ein integraler Bestandteil desselben.
- Fotografiere aus der Hüfte!
- Nähere dich den Motiven so weit wie möglich!
- Denke nicht über das Foto nach.
- Sei schnell und zögere nicht.
- Du musst nicht im Vorhinein wissen, was dabei herauskommt.
- Im Nachhinein auch nicht!
- Vergiss alle Regeln, die du über Fotografie kennst!
Lomographie ist also nicht als Hobby, sondern als Lebensgefühl zu betrachten und darauf ausgelegt das Leben auf eine unkonventionelle und künstlerische Art einzufangen.
Nachdem jetzt jeder ungefähr weiß, worum es bei der Sache geht, stelle ich euch meine Kamera mit ihren Funktionen vor:
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Ich verwende eine Lomography Diana F+ mit aufsteckbarem Blitz. Diese Kamera besitzt 3 Blendeneinstellungen zur Anpassung an die gegebenen Lichtverhältnisse und zusätzlich eine Pinhole-Einstellung, auf die ich hinterher noch weiter eingehen werde. Bei der Belichtungszeit kann man zwischen 1/60 Sekunde und „solange wie man drückt“ wählen. Da es sich bei dieser Kamera normalerweise um eine Mittelformatkamera handelt, müsste sie auch mit entsprechenden Filmen geladen werden, jedoch hat die Lomographische Gesellschaft einen Adapter für normale 35 mm-Filme entwickelt, mit dem es möglich ist, den Film komplett mit Perforation (also den Löchern im Film) zu belichten. Da diese Filme mehr Aufnahmen haben, günstiger sind und überall entwickelt werden können, ist es für den Anfang eine sehr preiswerte Möglichkeit die Kamera zu betreiben. Bei den Filmen muss man nicht wählerisch sein, ein Film aus der lokalen Drogerie ist eigentlich völlig ausreichend (Ich habe bei diesen Aufnahmen die Filme von dm verwendet). Jedoch ist es möglich durch die Wahl eines bestimmten Films, auf das Farbspektrum des Bildes einzuwirken (besonders sind hier z.B. die Redscale-Filme von Lomography zu erwähnen). Mehr ist nicht notwendig, um sein Leben in Bilder zu pressen.
Um die Bilder zu digitalisieren ist ein Flachbettscanner empfehlenswert. Generell scanne ich meine Aufnahmen mit einem Scanner mit Durchlichteinheit (Canon CanoScan 9000F). Generell ist es schlau die Negative zu digitalisieren, da die meisten Labore ihre Abzüge nur in der normalen Fotogröße produzieren und so die Bildinformation rund um die Perforation verloren geht und so viel Retro-Charme auf der Strecke bleibt.
Ich zeige jetzt einfach mal ein paar Aufnahmen, die in meinem lustigen kleinen Leben entstanden sind:
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Da die Belichtung eine Gefühlssache ist und die Lichtverhältnisse nicht immer leicht einzuschätzen sind, muss man erst einmal ein Gefühl für die Kamera bei bestimmten Lichtverhältnissen entwickeln. Generell gilt jedoch bei dunklen Umgebungen sollte man lieber zu viel als zu wenig belichten. Aber eine kurze Belichtung kann auch sehr interessante Bilder in dunkleren Umgebungen erzeugen, wenn Lichtquellen vorhanden sind.
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Generell kann man nachts mit Lichtern viel Spaß haben, wenn man ein Bild für den Hintergrund etwas länger belichtet und dann am Schluss die Kamera noch etwas bewegt.
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Eine tolle Möglichkeit interessante Bilder zu bekommen ist ein Negativ einfach mehrfach zu belichten. In diesem Beispiel aus einer Fusion zwischen alt und neu.
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Diese Aufnahme wurde mit der Pinhole-Einstellung gemacht. Bei dieser Einstellung ist für das eintretende Licht in die Kamera nur ein ganz kleines Loch vorhanden und es wird kein Objektiv verwendet. Dies stellt eine alte Lochkamera nach. Diese Bilder müssen durch die kleine Lichtmenge auch länger belichtet werden. Durch die Bewegung und die fehlende Linse werden solche Bilder immer leicht unscharf und weich.
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In diesem Bild sieht man, dass das Negativ falsch geschnitten wurde und ich es mit einem Klebestreifen zusammenkleben musste. Viele Standardlabore können mit dem Format dieser Kamera nicht umgehen. Jedoch erhält man durch den Schnitt auch manchmal ganz nette Ideen.
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Man sollte sich unbedingt trauen Bilder auf sehr unkonventionelle Art zu machen, um den Charme dieser Stilrichtung voll auszureizen. Oben kann man z.B. sehen was passiert, wenn man nachts beim Zugfahren die Kamera ans Fenster hält und 5 Minuten abdrückt.
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Ich hoffe euch hat der kleine Ausflug in die Welt der Lomographie gefallen, und dass der Charme dieser Stilrichtung vielleicht einen von euch in seinen Bann gezogen hat.