Hi Leute!
Die dreiteilige Beitragsserie zum Thema Makrofotografie habe ich im Jahr 2010 erstellt und verfasst. Seitdem ist viel Zeit vergangen und ich fotografiere schon lange nicht mehr im Bereich der Makrofotografie. Trotzdem finde ich den Artikel noch immer lesenswert und veröffentliche ihn daher nun hier auch in meinem Blog. Euer Akira
Im ersten Teil der Serie geht es um meine Motivation zur Makrofotografie, die von mir empfohlene Austattung, Ausstattungs-Einsteigertipps und die Kameraeinstellungen für ein gelungenes Makrofoto.
Ich hoffe ihr findet die Serie interessant und habt Spaß beim Lesen, und jetzt folgt mir auf einen Streifzug durch die Makrofotografie.
In meinen darauf folgenden Artikeln geht es dann um einen sehr wichtigen Part, nämlich die grundlegende Herangehensweise und die darauf folgende Motivfindung, erst dann kommt die eigentliche Aufnahme und ich erkläre euch warum ich welche Einstellungen verwende. Dann sensibilisiere ich euch für die Frage wann ihr welches Equipment überhaupt einsetzen solltet, häufig ist da weniger mehr. Weiter geht es dann mit einem kompletten Workflow und der Nachbearbeitung einer Makroaufnahme.
Meine Motivation
Ich beginne die Serie bewusst mit einem etwas trockenen, aber dennoch interessanten Thema: „Warum eigentlich Makrofotografie?“ und „Was ist Makrofotografie?“
Makrofotografie ist technisch gesehen die Fotografie die mit einem Abbildungsmaßstab von 1:1 oder größer arbeitet. Euer Motiv wird also in Realgröße von eurem Sensor aufgenommen. Wenn euer Motiv also eine Breite von 3,6 cm hat, würde es einen 36mm Vollformat Chip gerade ausfüllen.
Ich selbst definiere Makrofotografie etwas flexibler. Für mich geht es darum dem Betrachter Blickwinkel und Motive der Realität zu zeigen, die er sonst nicht beachten würde. Ob diese Beachtung nun nur wegen der Größe der Motive, oder aber wegen ihrer Banalität fehlt ist dabei nebensächlich. Die Makrofotografie stellt kleine, teils unbedeutende Motive groß und interessant da. Der Abbildungsmaßstab liegt dabei in meinem Ermessen. Dadurch wird der Übergang zur Natur- und Landschaftsfotografie zwar fließend, ich kann mir dann aber auch erlauben ein Foto einfach als Makroaufnahme zu deklarieren ohne dabei ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Durch diese Definition kann ich auch mit einer Ultraweitwinkel Optik eine Makroaufnahme erstellen. Dies eröffnet mir eine große künstlerische Freiheit, die ich sehr praktisch finde.
Diese Vorliebe bringt mich gleich zu der Frage „Warum eigentlich Makrofotografie?“
Kurz und knapp: Über die Makrofotografie lernt man genauer hinzusehen.
Dadurch, dass viele Motive klein bis sehr klein sind und man manche Details bei mehrfacher Vergrößerung mit dem Auge nur erahnen kann, schult man seinen fotografischen Blick enorm. Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen und jedem empfehlen sich in seiner fotografischen Laufbahn wenigstens einmal kurz mit der Makrofotografie zu befassen. Man lernt den Blick für Kleinigkeiten. Ich selber bin auch Peoplefotograf und merke immer mehr dass mir die Makrofotografie dort enorm weiterhilft. In der Makrofotografie geht alles um Formensprache, Licht, Farbpunkte usw., wenn man das auf die Peoplefotografie bezieht und sein Wissen aktiv nutzt eröffnet es einem weitreichende Möglichkeiten seine Aufnahmen zu verbessern. Denken wir uns einmal die Pose eines Models als geschwungene Blattform, wenn wir wissen wie wir ein einfaches Blatt spannend und dynamisch in Szene setzen, können wir exakt dieses Wissen auf das Model übertragen.
Makrofotografie ist für mich auch etwas von Perfektionismus geprägt, man schaut wirklich auf jedes Detail, alles muss stimmen damit die Aufnahme für mich ansprechend wirkt. Als Beispiel habe ich gelernt aktiv mit dem Hintergrund zu arbeiten, wer gestaltet schon in der Peoplefotografie zu Beginn den Hintergrund seines Motives? In der Makrofotografie ist das Arbeiten mit dem Hintergrund und seinen Formen und Farben essentiell.
In der Makrofotografie reduziert man das Motiv auf das Wesentliche, nichts soll vom Hauptmotiv ablenken. Ein paar störende Gräser vor der Blüte zerstören die ganze Aufnahme. Interessant dabei ist, dass ich durch diese einfache Regel gelernt habe den Betrachter an das Hauptmotiv heranzuführen und vorallem die störenden Bildelemente überhaupt ersteinmal zu identifizieren.
All diese Vielfältigkeiten, der Blick für die kleinen Dinge im Motiv, die Reduktion auf das Wesentliche und vorallem die Ruhe und Entspannung die ich empfinde wenn ich mehrere Stunden auf Motivsuche bin machen die Makrofotografie für mich so interessant.
Die Ausrüstung eines Makrofotografen
Zu Anfang interessiert es euch vielleicht mit welcher Ausrüstung ich meine Makros fotografiere. Zu diesem Thema und als kleine Zusammenfassung zu dem bereits gesagten habe ich für euch ein Video gedreht. Viel Spaß beim Anschauen.
httpvh://www.youtube.com/watch?v=JCmFBDONdNE
Hier seht ihr das fertige Bild, dass ich mit dem gezeigten Setup aufgenommen habe. Mit Hilfe des Aufsteckblitzes kann ich theoretisch auch bei vollkommener Dunkelheit noch Makros fotografieren. In der Praxis nutze ich diese Möglichkeit allerdings eher nicht so oft.
Generell empfehle ich euch mit sehr wenig bis garkeiner Ausrüstung anzufangen. Auch wenn ihr nur eure Kamera und ein passendes Objektiv dabei habt lassen sich tolle Aufnahmen machen. Ich empfehle euch als Standardmakroobjektiv eine Festbrennweite mit ca. 100mm Kleinbildäquivalenter Brennweite und einem Abbildungsmaßstab von 1:1. Ich nutze eine 50mm Festbrennweite, die durch den Crop-Faktor meiner Kamera einem 100mm KB-Objektiv entspricht.
Ausrüstung – Anfängertipps
Ihr habt bereits eine Kamera und ein Objektiv, das aber kein Makroobjektiv ist? Ihr wollt einfach und günstig in die Makrofotografie reinschnuppern?
Dann empfehle ich euch für den preisgünstigen Einstieg einen Retroadapter, den ihr zum Beispiel hier kaufen könnt. Mit Hilfe dieses Adapters könnt ihr euer Objektiv falschherum an der Kamera befestigen. Leider fällt dadurch die Blendensteuerung und bei manchen Objektiven auch die Möglichkeit zu fokussieren weg. Ihr müsst dann eure Schärfe über den Abstand Objektiv-Motiv einstellen und erhaltet beachtliche Abbildungsmaßstäbe mit einer eher schlechten Bildqualität. Achtet beim Kauf auf das richtige Bajonett (Nikon, Canon, usw.) und den richtigen Filterdurchmesser eures Objektives.
Eine zweite Möglichkeit günstig große Abbildungsmaßstäbe zu erreichen sind die sogenannten Nahlinsen oder Achromaten. Dabei handelt es sich um Linsen die ihr vor eurer Objektiv schraubt. Der Unterschied zwischen Nahlinsen und Achromaten besteht darin dass Achromaten mehrere Linsen verwenden und eine Nahlinse eben nur eine Linse ist. Diese Vorsätze verringern einfach die Naheinstellgrenze eures Objektives, dadurch könnt ihr näher an euer Motiv heran, folglich wird es größer. Bei Achromaten und Nahlinsen würde ich vorsichtig sein, mehr als +5 Dioptrien sollten es dann doch nicht sein, da eure Aufnahmen sonst schon arg unscharf und schwammig wird.
Zu den beiden letztenannten Vorschlägen bitte ich noch zu beachten dass es sich dabei um pure Anfängerlösungen handelt, die für ein kurzes „Reinschnuppern“ in die Makrofotografie zu gebrauchen sind. Qualitativ hochwertige Aufnahmen könnt ihr damit nicht erreichen, da führt kein Weg am richtigen Makroobjektiv vorbei, dass auch für die größeren Abbildungsmaßstäbe gerechnet wurde.
Bei einem Makroobjektiv handelt es sich um eine meist relativ lichtstarke (f3.5 aufwärts) Festbrennweite mit einem Abbildungsmaßstab von 1:1 oder größer. Von Zoomobjektiven, die nur den Zusatz „Makro“ im Namen tragen rate ich euch eher ab. Diese Objektive besitzen meist nur die Möglichkeit näher zu fokussieren, wirklich große Abbildungsmaßstäbe erreicht ihr mit diesen in den meisten Fällen nicht.
Ihr habt nun eine Kamera und eine Objektivlösung, die euch Makroaufnahmen ermöglicht. Dann werdet ihr schnell merken, dass viele Aufnahmen einfach unscharf oder auch nur leicht verschwommen werden. Ab 1:2 Maßstäben führt selbst der kleinste Wackler wie ein Windhauch oder ein Nachschwingen der Kamera zu einer unscharfen Aufnahme. Abhilfe schafft da unter anderem ein Stativ. Zusätzlich solltet ihr Fernauslöser und spezielle Einstellungen in der Kamera verwenden, auf die ich später eingehen werde.
Der Fernauslöser ist essentiell wenn ihr eure Kamera ohne Berührung auslösen wollt. Bei einer Berührung wackelt die Kamera und das Bild wird unscharf. Ob der Fernauslöser nun Kabelgebunden, per Infrarot oder per Funk arbeitet ist prinzipiell egal, mir reicht ein einfacher (und preiswerter) Kabelfernauslöser aus. Eine große Auswahl an Fernauslösern findet ihr hier.
Achtet beim Stativ auf einen sicheren Stand und dass ihr es auch sehr tief einstellen könnt. Makromotive liegen meist sehr nah am Boden, daher ist es wichtig die Kamera auch in Bodennähe positionieren zu können um spannende Bildausschnitte zu erzielen. Ich verwende ein Manfrotto 190XProB Stativ, dieses ist leicht, kompakt, preiswert und besitzt die bereits im Video demonstrierte klappbare Mittelsäule mit der ich die Kamera direkt über dem Boden feststellen kann.
Als Stativkopf empfehle ich euch einen Kugelkopf oder einen Actiongrip. Dort verwende ich den Manfrotto 322RC2 Actiongrip, jeder normale Kugelkopf tut es aber auch. Bei der Makrofotografie ist es nicht wichtig möglichst gerade Schwenks auszuführen, weshalb ich einen Drei-Wege-Neiger für unsinnig kompliziert halte. Achtet beim Kugelkopf auf eine einstellbare Friktion, ein geringes Gewicht und dass er eure Kamera nebst schwerstem Objektiv plus Blitz auch sicher trägt.
Nach all diesen Tipps&Tricks zur Ausrüstung sei gesagt, dass natürlich der Fotograf alleine das Bild aufnimmt. Ihr seid es die auf den Auslöser drücken und ob das Bild nun im Allgemeinen gut oder schlecht wird hängt von euch als Person ab, nicht von eurer Ausrüstung und den ganzen Spielereien drumherum. Viele Anfänger lenken sich durch zu viel Ausrüstung vom eigentlichen Fotografieren ab, deswegen gilt der Grundsatz: Benutzt nur soviel Ausrüstung dass ihr euch nicht überfordert fühlt! Die Ausrüstung sollte eure Arbeit als Fotograf sinnvoll ergänzen und komfortabler machen, euch aber nicht einschränken und verwirren.
Kameraeinstellungen
Die von mir empfohlenen Kameraeinstellungen habe ich ja bereits in Video ausführlich erklärt. Wichtig finde ich noch zu erwähnen, dass ich meistens im A-Modus ( Aperture Priority ) arbeite, da für mich dieser Modus das optimale Gleichgewicht zwischen meinen Einstellmöglichkeiten und den Automatiken der Kamera ist.
Mit Hilfe der EV- Verschiebung könnt ihr das Bild über- oder unterbelichten, dies ist gerade in sehr hellen oder sehr dunklen Situationen von Vorteil, da die Kameraautomatik dazu neigt diese Situationen falsch darzustellen. Die aktuelle EV-Verschiebung könnt ihr meistens an einer kleinen Skala in eurem Sucher und auf eurem Display ablesen.
Weiterhin ist es wichtig, dass ihr die Spiegelvorauslösung eurer Kamera aktiviert. Das Hochklappen des Spiegels beim Auslösen führt zu Vibrationen, das Resultat sind unscharfe Bilder. Die Spiegelvorauslösung findet ihr meistens tief versteckt in eurem Kameramenü, oft heißt sie auch „Anti-Shock“ oder ähnlich. Ich habe sie so eingestellt, dass bei einem Druck auf den Auslöser der Spiegel hochklappt, dann zwei Sekunden gewartet wird und dann erst der Verschluss betätigt wird. Somit haben die durch den Spiegelschlag verursachten Vibrationen genug Zeit um abzuklingen. Bei manchen Kameras kann man diese Funktion auch so einstellen dass ihr mit dem ersten Druck auf den Auslöser nur den Spiegel hochklappt und mit dem Zweiten dann die Aufnahme macht.
Falls ihr doch im Manuellen (M) Modus arbeiten wollt empfehle ich euch immer Mal ein Auge auf den kamerainternen Belichtungsmesser ( die EV-Skala ) zu werfen und eure Einstellungen an den Belichtungsvorschlägen zu orientieren.
Als Messmodus stelle ich meistens die Mehrfeldmessung ein, falls diese nicht funktioniert oder ihr ein Hochkontrastmotiv fotografieren wollt lohnt sich das Umschalten auf die Integralmessung oder die Spotmessung. Dann wird nur der mittlere Teil eures Suchers zur Belichtungsmessung verwendet, wobei bei der Mehrfeldmessung die gesamte Sucherfläche in die Messung mit einbezogen wird.
Zusammenfassend zähle ich hier nochmal die Kernpunkte der Einstellungen auf: A-Modus, RAW-Format, manueller Fokus, Spiegelvorauslösung,(meistens) Mehrfeldmessung, ISO100-200 bei genug Licht, eher offenblendig fotografieren (aber dazu später mehr).
Damit habt ihr einen guten Start was die Kameraeinstellungen angeht, wer Sonderfunktionen wie zum Beispiel einen kombinierten Autofokus/manuellen Fokus hat sollt diesen natürlich aus Komfortgründen einsetzen.
Damit ist der erste Teil meiner Serie und die graue Theorie abgeschlossen, ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen und Videoangucken und habt vielleicht das ein oder andere gelernt.
Ich weiß dass die Themen Ausrüstung und Einstellungen etwas zäh sind, aber es sind wichtige Grundlagen die ihr für ein gelungenes Foto braucht.
Im nächsten Teil geht es endlich an die Praxis, ich erkläre euch die grundlegende Herangehensweise und wie ich auf Motivfindung gehe und was es dabei zu beachten gibt.
Danken möchte ich meinem Videofilmer Tommy Johannes Schmiedel und meinem Fotopartner Christian Schmitt ( www.christian-schmitt.info ) für die Mithilfe beim Videodreh.
Bis zum nächsten Mal, Akira